Miras Sudelbuch: Januar 2013

Hallo Neujahrsblues! Das Leben ist wieder ruhig geworden, allzu ruhig. Was sollen wir denn jetzt bis zum Frühlingsanfang tun? Lächeltraining!

Ich weiß nicht, aber ich finde, das neue Jahr fühlt sich noch genauso an wie das alte. Nein, eigentlich fühlt es sich schlechter an, so schal und abgetragen. Einen Monat lang der absolute und in manchen Fällen wohl auch der reale Rausch. Man hüpfte von Feier zu Feier, ständig bekam man Geschenke, Lobhudeleien, Jahresabschluss- und Neujahsanfangsentimentalitäten unter die Nase gerieben, es wurden einem auf die Schulter geklopft, man war stets "großartig". Ich hatte langsam begonnen mich an diesen Zustand zu gewöhnen, wenngleich er auch Züge des Wahnsinns trug, das kann man nicht bestreiten und jegliche Innenstädte wegen akuten Menschenaufläufen im Grunde nicht mehr besucht werden konnten, außer man hatte sehr viel Zeit oder findet Menschenansammlungen generell sehr beflügelnd. Und jetzt? Nichts. Katerstimmung. Langweile.

Inzwischen bin ich endlich einmal dazu gekommen alle fünf Staffeln von "Mad Men" anzuschauen, die Wohnung ist so schrecklich aufgeräumt, dass ich mich beim Betreten jedes Mal fast selber fürchte, die Zeitschriften und Zeitungen des ganzen letzten Jahres sind ausgemistet, sämtliche Jahreshoroskope mit ihren Übereinstimmungen und Abweichungen sind studiert, bei jeder Abendeinladung überkommt mich große Freude, der Abwechslung wegen, auch wenn es nur ein mieses Date ist. Im Grunde geht es jetzt doch nur noch darum, dass es wieder Frühling wird, oder? Nicht, dass wir gerade Winter hätten, nur so etwas in der Art, aber Frühling ist eben auch noch nicht. Januar und Februar sind absolute "Unmonate". Was macht man in dieser Zeit? Nein, zu Stricken werde ich jetzt nicht beginnen, auch wenn DIY ja so en vogue ist. Handwerken kann ich später im Leben auch noch.

Ich verstehe nun endlich, warum die Neujahrsvorsätze erfunden wurden. Genau dafür, dass man die ersten Monate im Jahr beschäftigt ist. Nämlich mit seinem neuen Leben. Und das ist ziemlich anstrengend, weil man ja meist etwas mehr oder weniger machen möchte, man sich also zu etwas anhalten oder von etwas abhalten muss. Kämpfe gegen den inneren Schweinehund. Große Dramen mit fürchterlichem Ende. Der Hund ist uns meist überlegen. Ich kann mich dafür nicht wirklich erwärmen. Vorsätze kann man zu jedem Zeitpunkt fassen, Silvester finde ich dafür aber gerade vollkommen ungeeignet. Mein Pech, weil jetzt habe ich nichts zu tun und muss gleichzeitig Publikum für die Etappenerfolge meiner Umgebung spielen. Ja, ja, ihr macht das alle ganz großartig, weiter so!

Studien haben ergeben, dass dem Körper völlig egal ist, ob wir aus Freude lächeln, oder erzwungen die Mundwinkel nach oben ziehen, jedes Mal signalisiert ihm das "Glück". Wie einfach wir gestrickt sind! Mundwinkel nach oben und schwups sind wir glücklich. Also nicht lange überlegnen, was wird mich nur glücklich machen, nein einfach die Mundwinkel nach oben und schon klappts. Wer etwas Anlaufschwierigkeiten hat, kann sich einen Stift zwischen die Lippen klemmen. Dreimal täglich à 10 Minuten und das neue Jahr wird das glücklichste überhaupt. Wer braucht da diese ganzen anderen Vorsätze noch? Allerdings ist mir dann immer noch langweilig. Glücklich zwar, aber dennoch. Frühling, mit deinen Abenteuern, wo bist du? 
 

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