Allzu viel Emotionalität darf sich Frau von Mann nicht erwarten, wenn sie geht. Dafür bekomme ich dann eine Menge Liebesmonologe vorgetragen.
Poesie made in Vienna. "Café Poesie" Wien, 5. |
Dass Frau heute keine abendlichen Ständchen (also Serenaden) vor ihrem Fenster mehr erwarten kann, auch nicht in Italien, außer Sie haben irgendwie so ein "All-Inclusive-Italienische-Klischeeromantik-bis-Sie-Kotzen"-Paket gebucht, falls es so etwas gibt, wobei es gibt ja bekanntlich alles, ist nicht unbedingt an den mangelnden Sangeskünsten der Herren festzumachen. Es liegt auch nicht an der Erfindung der geräuschundurchlässigen Doppelglasfenster, wie Max Raabe vermutet.
Nein, große Gesten an sich sind einfach aus der Mode gekommen. Abgesehen davon, wir Frauen sind auch nicht mehr darauf vorbereitet. Niemand hat uns eine angemessene Reaktion gelehrt und die Herren niemand darin unterrichtet, wie mit Eleganz ein Liebesgeständnis vorgetragen werden muss, ohne dass sich alle Beteiligten in einer schlechten Schmierenkomödie wähnen. Die große Romantik gibt es nur im Kino. Dort gehört sie auch hin, falls sich gerade jemand überlegen sollte "Pretty Woman"-Szenen nachspielen zu wollen und bitte erwähne nicht noch einmal jemand "Dirty Dancing". Wann wurde beschlossen, dass dieser Film alle je erträumten Frauenträume verkörpert?
Nicht nur deshalb also, sind es am Ende immer die kleinen Gesten, die Bedeutung haben und berühren. Allerdings gar keine Gesten sind dann schon zu wenig. Ich wunderte mich über die tendenziell vorherrschende Gleichgültigkeit bei den Herren. Wenn Frau geht, ob nach fünf Tagen, nach sechs Monaten, drei Jahren, egal, Mann nimmt es hin oder geht Bier trinken. Meistens beides.
Und nein, Männer machen das nicht mit sich alleine aus. Meistens reden sie mit allen, nur nicht mit der Frau, um die es geht.
Mir wurden in meinem Leben schon eine Menge großer Liebensmonologe, es ging dabei meist nicht um etwas geringeres als die "Frau fürs Leben", vorgetragen, nur galten sie nie mir. Während die auserwählte Dame irgendwo anders mit ihren Freundinnen über Männer und deren unfassbare Gleichgültigkeit diskutierte, wähnte ich mich stets in Vorabendserien.
Trotzdem bleibt die Frage, warum nicht einmal im schlimmsten Rausch obskure Anrufe aus Schnapshöllen getätigt werden, der Schrei des Entsetzens irgendwo an der Bar verhallt und die Schlacht mit bereits gesenkten Waffen für verloren erklärt wird. Kein Kawumm. Nichts.
Die abwartende Position, was Frau denn nun tun werde, ist mir eine der unverständlichsten.
Die Lethargielöcher, in denen die Herren sitzen, müssen beeindruckend tief sein. Vermutlich ist es auch ziemlich gemütlich dort unten. Auf jeden Fall wird Mann dort unten ganz entspannt alt und ich warte auf das Erdbeben, das diese Löcher zuschüttet. Samt Inhalt.
Wer es nicht vorher raus schafft muss eben sterben. Sorry.