Essen und Beischlaf sind die großen Begierden des Mannes – oder: Ab wann eigentlich noch mal?

Über die Grenze zwischen Treue und Untreue kann man nicht diskutieren, so wie sich über Geschmack nicht streiten lässt. Das ist tatsächlich individuell verschieden. Eine Untersuchung an den Vorstufen.


Wer absolute Treue sucht, schafft sich einen Hund an.
Was ein Mann vor dem "Aber" sagt, kann man getrost vergessen – so könnte man im Grunde dieses Thema abhandeln. Zum Beispiel der Klassiker: "Ich mag dich, aber…". Das "Ich mag dich" hat durch das "Aber" sofort seinen Wert verloren. Und so ist es auch, wenn ein Mann sagt "Ich bin treu, aber…". Das ist für Sie das Zeichen, dass Sie sich für das nächste Treffen auf jeden Fall die Spitzenunterwäsche anziehen sollten. Später könnte allerdings dann der Satz vor dem "Aber" wieder an Bedeutung gewinnen. Denn er sei ja "treu" und deshalb dürfen Sie nach einer Zeit dann auch wieder Ihre Spitzenunterwäsche in das Köfferchen packen und von dannen ziehen. Das ganze nennt sich allenfalls Affäre und der Rest: Männer sind Gewohnheitstiere!

Meine Befragungen zu diesem Thema, vor allem wenn ich Pärchen gemeinsam dazu interviewte, kosteten mich mehr als zweimal meinen Kopf. Außerdem hieß es, ich würde zu intime Fragen stellen. Wir halten fest, Treue ist also eine intime Frage.
Vermehrt feststellen konnte ich, dass meist nur das auf den Mund küssen als Treueverstoß gilt, wenn wir jetzt mal bei den Vorstufen sexueller Handlungen bleiben. Ob anderweitige Munderotik in Ordnung wäre, weiß ich nicht ganz genau, ich muss das das nächste Mal nachfragen – frei nach dem Motto "hauptsache so passiv wie möglich", wer weiß.
Es gibt aber schon auch die Männer, die einen einfach nur einmal küssen wollen. Sie werden es nur einmal tun und das nächste mal sitzt man wieder gemütlich samt Freundin in großer Runde zusammen. Es ist meist ein Abend, der mit dem Geständnis, man sei eine attraktive Frau beginnt, mit Heirats- und Kinderplänen weitergeht (etwas worüber sie mit ihrer Freundin eher nicht reden würden) und dann im Küssen endet. Aber die sind harmlos.
Am besten gefallen mir ja die Männer, deren Wille zur Untreue sehr groß, ihr Vollzug aber unmöglich ist. Sie verschwinden auf jeder Party, zu jeder Gelegenheit mit einer Dame an einen ungestörten Ort und dann, naja wie soll man das nun ausdrücken, ohne dass Sie rot werden? Das Manöver scheitert an Manövrierunfähigkeit. 

Auch wenn Frauen in den Gesprächen meist diejenigen sind, die kaum Spielraum zum "spielen" lassen, sind sie am Ende doch sehr nachsichtig. Sie lassen die Jungs sich immer mal wieder etwas "ausleben". Männer dagegen sind erst einmal zwiegespalten, naja man könnte doch nicht alles gleich und so, aber dann, würde sich ihre Freundin küssen lassen oder regelmäßig (semi-platonisch) mit einem anderen Mann treffen, wären sie so gar nicht, so überhaupt nicht "amused". 

Theoretisch wäre alles ja sehr einfach. Niemand besitzt niemanden und jeden Tag entscheidet man sich freiwillig wieder für den anderen, nicht? Männer kommen häufig sowieso gerne wieder in das bereits bekannte Nest zurück. Ihre Frauen erlauben ihnen deshalb auch einiges, so lange es eben nicht die Beziehung gefährdet. Auch eine Nacht, noch eine, eine weitere, viele weitere Nächte mit mir zu träumen. Puh, was für ein Zirkus! Gebt den Affen Zucker… ich will sie nämlich gar nicht!

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Artikel: Zwei Artikel, die im November 2010 im SPIEGEL erschienen sind und sich mit dem "Terror der Möglichkeiten" auf der Partnermarkt beschäftigen. Einmal aus der Sicht eines Mannes und einmal aus der einer Frau.
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