Was bedeutet eigentlich ein Kuss? Über die verwirrende Datingkultur Österreichischer Männer...
"Illusionen sind das Schönste auf der Welt. Sie sind das, was uns am Leben hält"...singt die Knef |
Tja, so einfach
ist es aber dann doch nicht. Heiße Diskussionen im Rahmen der
Völkerverständigung zwischen österreichischen Männern und deutschen
Frauen. Der Vorwurf: Das deutsche Frolein soll nämlich sehr großzügig
mit der Kussverteilung sein, während der österreichische Bursche doch im
tiefsten Inneren ein Romantiker sei. Kein Kuss ohne die Nummer der Dame
am Ende zu erfragen, kein Kuss ohne ernste Absicht, wie auch immer
diese ernste Absicht aussehen mag und die Einladung auf einen Kaffee
danach, selbstverständlich der Wunsch jemanden wahrhaftig kennenlernen
zu wollen.
Ich halte das alles für eine gut geplante
Marketingstrategie zur Aufrechterhaltung des Klischees des charmanten
Österreichers, schon im Kindesalter eingetrichtert.
Totale
Verwirrung herrscht ja sowieso schon, die zwischenmenschliche
Kommunikation in Österreich ist geprägt von vielen Missverständnissen
und erst recht in den weiblichen Reihen der deutschen Community, wenn es
darum geht die Flirtsignale mit den Einheimischen richtig zu deuten.
Wie
genau datet man eigentlich einen Österreicher? Was meint er, wenn er
sagt "mal", "ich hätte nichts gegen eine Begleitung", seinen
Veranstaltungskalender vorließt, aber niemals eine Einladung
ausspricht. Was ist nur nett gemeint und was ein ernster Versuch der
Kommunikation?
Und wieso starren einen alle immer so lange an? Ist
das schon flirten? Wieso darf man österreichische Männer nicht
ansprechen (sie fallen meist sofort in Ohnmacht)? Warum aber auch nicht
darauf warten, dass sie einen ansprechen (weil sie es nicht tun werden)?
Irgendwann die Frage wie sich dieses Volk eigentlich vermehrt?!
Sind
die Nummern einmal getauscht, heißt es es weiterhin: Nummern sammeln,
Dates haben! Denn auf eines kann man sich verlassen, der eine meldet
sich nie, immer erst nachts um zwei, erst in vier Tagen, fährt
zwischendrin in den Urlaub. Es muss also für ausreichend Abwechslung und
Ersatz gesorgt werden.
Zumal noch eine anstrengende Phase
bevorsteht. Wenn die österreichischen Männer etwas können, dann ist es
gelassen bleiben. Denn in dem Land, in dem die Zeiger der Uhren nur jede
halbe Stunde eine Minute weiterrücken, haben alle wahnsinnig viel Zeit,
bis auf die überkommunikativen und ständig unter Strom stehenden
Deutschen. Die wollen vorher wissen, klären, planen, abstecken, einfache
und kurze Wege und schauen dann in überraschte und irritierte
Gesichter. Vor allem wenn es darum geht die Dinge beim Namen zu nennen.
Wird's
nicht die eine, dann wird's eben die andere, scheint das Motto zu sein,
bis der österreichische Mann dann einmal in einer Beziehung ist und die
Gelassenheit einer Obsession weicht. Machen Sie sich am Ende
(eines Techtelmechtels oder welchen Namen auch immer die Sache verdient
hat) auf dramatische Szenen gefasst: Champagner-Rosen-Kerzen-Kram zu
nächtlicher Stunde.
Lassen Sie sich aber nicht beim
Mehrfachdaten erwischen! Das ist in Wien nicht so einfach, Sie müssen
also sorgfältig den Ort planen (sollten Sie je einen verheirateten Mann
treffen wollen, müssen Sie das generalstabsmäßig vorbereiten und zwar zu
Ihrem eigenen Schutz! Zumindest wenn Sie nicht sofort auswandern und
noch einen Job haben wollen).
Vermeiden Sie es den jeweiligen
Freundeskreis kennen zu lernen. Je mehr davon wissen, desto größer die
Gefahr, dass es einer weiß, der ebenfalls mit Date Nummer X befreundet
ist, an dem Sie eventuell ernsthaftes Interesse haben und dann davon
erfährt. Außerdem müssen Sie ja vermeiden, dass Sie abends, wenn Sie mit
einem anderen Date unterwegs sind, häufig angesprochen werden und
rauskommt, dass Sie des öfteren mit Männern losziehen. Es reicht schon
allen Ihren Ex-Liebhabern, Ex-Affären, Ex-One-Night-Stands, Ex-Dates,
Ex-ArbeitskollegInnen, Ex-Best-Friends usw. ausweichen zu müssen. Es ist
ein Tanz auf dem Minenfeld und Sie sollten es zu überleben lernen,
sonst katapultieren Sie sich ins soziale Aus. Öffentliches Rumknutschen
birgt also definitiv eine vorher nicht ganz genau kalkulierbare Gefahr!
Nachbarn
sind eine perfekte Affäre (wenn Sie nicht sowieso auf die eigenen
Landsleute setzen wollen, weil zumindest hier schon mal die Absprachen
funktionieren, kompliziert wird es ja dann sowieso immer noch von
alleine), zumal der Fünf-Minuten-Weg nach Hause diskret passieren kann.
Sie sollten allerdings gut auseinander gehen, Sie sind ja Nachbarn!
Hier
sei nur kurz angemerkt: Eine Affäre, meine Herren, mag nur eine Affäre
sein, aber auch eine Affäre muss man pflegen. Booty Calls müssen
beidseitig möglich sein, sonst ist eine Affäre schneller beendet, als
sie angefangen hat und danach wie ein angeschossener Hund zu reagieren,
ist nicht die feine Art und Sie machen sich lächerlich!
Vermeiden
Sie Facebook-Freundschaften! Am Ende weiß niemand wie man das eigentlich
handhaben soll und die Überwachungsmöglichkeit ist viel zu gut.
Spätestens
wenn Sie fünf Ihrer Ex-Liebhaber und Co. regelmäßig auf Partys
treffen, sollten Sie beginnen sich neue Kreise zu erschließen.
Die
Moral der Geschicht? Aus der Völkerverständigung wird wohl eher doch
nichts…nein, wir wollen es nicht so pessimistisch sehen, küssen Sie
einfach!
Musik: "Küssen kann man nicht alleine" heißt das neue Album von Max Raabe.
Musik: Hildegard Knef "Illusionen"