"Wer zahlt beim Date?" – Gastbeitrag für dieschroeder.com

Tue Gutes und rede darüber – oder: Die Monologe vor der Rechnung

Café "Stu" ©Christoph Dietrich
Oh ja, die Emanzipation hat für große Verwirrung beim Umgang der Geschlechter miteinander gesorgt und nun kennt sich niemand mehr so wirklich aus. Angefangen von der Mantel-Frage (soll man der Dame nun in den Mantel helfen oder empfindet sie es als zu aufdringlich?), über "Wer lässt wem den Vortritt?" (wobei das, wie das Duzen, eigentlich noch klar geregelt ist, sofern man über die Regeln Bescheid weiß), bis hin zur Frage "Wer zahlt beim ersten Date?" oder "Lädt Mann heute eine Frau überhaupt noch auf einen Drink ein?!". Manch eine oder einer mag sich über diese Fragen wundern und sagen: Ist doch klar! Aber so klar ist es eben nicht mehr.

Ich kenne keine Frau, die sie nicht kennt: Die Herren die, bevor sie den Kaffee zahlen, große Reden schwingen, dass sie den Kaffee auch nur deshalb zahlen würden, weil die gemeinsam verbrachte Zeit unterhaltsam gewesen sei oder die, wenn sie nicht bezahlen, einem erst einmal erzählen, warum sie es nun nicht einsehen zu bezahlen. Frauen würden das nur ausnutzen, sie seien heute finanziell unabhängig und überhaupt, was bekäme er dafür, wenn er etwas spendieren würde!?, ist eine beliebte Argumentationsstrategie.
Auch bei Dates wird gerne auf getrennte Rechnungen bestanden – ich frage mich dann immer, ob derjenige zu viele Dates hat, sodass das mit der Zeit einfach finanzielle Löcher verursacht. Oder Frau trifft auf die anderen Exemplare, die sich besonders gut in der gönnerhaften Geste gefallen und nicht nur die FreundInnen der auserkorenen Dame, sondern auch die Menschen drumherum einladen.

Den Herren sei gesagt, der goldene Mittelweg wäre der beste. Wem 3,50 EUR zu viel für das gemeinsame Gespräch ist, der sollte vorher seine GesprächspartnerInnen besser auswählen. Wer ganze Lokale einladen möchte kann dies tun, aber nicht um zu beeindrucken. Sich Publikum zu erkaufen war noch nie eine rühmende Tat und ist deshalb nur in den seltensten Fällen zielführend. Wenn der Herr beim ersten Date, das er auch noch selbst vorgeschlagen hat, nicht zahlt, ist er raus aus dem Karussell. Denn es geht um die Geste, nicht um das Geld. Wer sich keinen Besuch in einem Restaurant leisten kann oder möchte, der sucht sich ein nettes günstiges Kaffee, eine Bar oder eine schöne Parkbank und bringt einen Becher Kaffee mit.
Grundsätzlich gilt jedoch immer: Die Rechnung ist diskret zu begleichen!

Nachgelesen: Mit Humor und Charme geschrieben "Hummer, Handkuss, Höflichkeit. Das Handbuch des guten Benehmens" von C. Bernd Sucher
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