Ausziehen! – oder: Frau Kolenc geht dorthin, wo sie stets vermutet wird. Und manchmal auch dorthin, wo sie es nicht wird.

Ich habe einen Nachnamen. Wollte ich nur einmal erwähnen, auch wenn das die Angehörigen der Medienbranche gerne ignorieren. Aber sie gönnen ja auch der Natascha K. oft nicht den ihren. Ähm, wie komme ich jetzt auf diese Verbindung? Ich hoffe nicht, dass ich einmal ein K. bekomme, dann ist nämlich irgendetwas in Schieflage geraten – Und: ich habe meine erste live Burlesque Show angesehen, zusammen mit Frau Wurst. Ihr ist allerdings der Nachname wurst, eine klare Botschaft, ihre Botschaft an die Welt.

Nur paar Schritte vom Arena entfernt, ein Laden, der Show-Herzen höher
schlagen lässt – und austattet.
Ob ich tanzen würde, ist die zweithäufigste Frage, die ich gestellt bekomme. Nur die Frage nach dem Namen meines Frisörs, wird noch häufiger an mich herangetragen. Warum ich es nicht tue? Nun, Zahnärztin wollte ich auch nie werden. Während halb Wien, dieses "absterbende Riesendorf", wie Franz Kafka es sehr treffend nannte, in die Rote Bar des Volkstheater strömte, diese ganzen Retro-Burlesque-Mad Men-Prohibitions-Partys erfreuen sich großer Beliebtheit, man entkommt ihnen im Grunde nicht mehr, war ich dort, wo man Burlesque fehlerfrei buchstabieren konnte, nämlich im Arena.

Die beiden Herren, die sich für meine "Verschleppung" verantwortlich zeichneten, meinten am Ende, dass sie nicht wirklich, nein also erotisch stimuliert seien sie nun nicht gewesen, von diesen Sketchen, bei denen man sich auszieht. Worum es ja eh auch nicht geht. Vermutlich haben wir einfach auch zu wenig Alkohol getrunken und saßen zu brav und ernsthaft-konzentriert auf die dargebotene Kunst in unseren roten Plüschsitzgelegenheiten und dachten darüber nach, wie wohl diese Dinger an den Brustwarzen halten würden. Also ich nicht, aber die Herren. In meiner Gegenwart wären andere Gedanken natürlich auch nicht erlaubt gewesen.

Ich erinnerte mich außerdem daran, dass ich einmal im Hochsommer an die alte Donau gelockt wurde, an eine inoffiziell ausgewiesene FKK-Badestelle, was allerdings niemand wusste. Ich, als absoluter Texilmensch, in Marlenehose, 3/4-Arm T-Shirt und asiatischem Sonnenschirm, störte mich zwar nicht an den nackten Herren, die mir dann auch noch per Sie vorgestellt wurden und auch nicht daran, dass man auf Augenhöhe breitbeinig vor mir sitzend, Hendl verspeiste, auch wenn ich Intimpircings und neuste Haarmoden dann doch eher in der Vogue betrachte als in freier Wildbahn, aber gut, ich bin tolerant und man war es ja auch zu mir. Immerhin ließ man mich, als einzige bekleidete Dame, man möchte sagen überbekleidet, in Ruhe sitzen und ich stelle mir bis heute dieses Bild vor, wie ich zwischen all den nackten Menschen saß und angeregte Gespräche führte. Es wäre ein Foto gewesen. 

Was ich eigentlich damit sagen wollte, Nacktheit ist nichts, wofür ich mich abends in meinen Pelz schmeißen würde, höchstens denselben ausziehen, wenn das ganze keine Bühnensituation und eine One-Man-Show wäre. Ich bin auch etwas verdorben von den ganzen alten Filmen und ihren Show-Szenen und Atmosphären. Es ist eben Vergangenheit und Sie mögen es nicht glauben, aber ich bin die Letzte, die daran glaubt, dass man diese wieder aufleben lassen könnte. Burlesque ist, nur um das auch einmal zu erwähnen, kein Modestil. Nein. Und seit die Frauen Poledance für sich als Sportart entdeckt haben, hat sich die Welt entscheidend verändert, aber das ist eine andere Geschichte, die hier nicht erzählt werden soll.

Ort: Arena Bar, Magaretenstraße 117, 1050 Wien. Ich mag die Location. Sie ist klein und plüschig, wirklich eine kleine Showbühnenwelt.
Showdetails: Salon Kitty Revue. Infos unter: www.salon-kitty.net
Salon Kitty Talkshow: Mit Kitty Willenbruch und Gästen. Die erste Runde wird es am 30.März um 20:45 geben. Das Ganze ist auf dem Sender W24 zu sehen. Infos unter: www.w24.at
Erwähnt: Conchita Wurst. Info