Kennen Sie Alma Mahler-Werfel? Großartige Frau! Sie trieb reihenweise Männer in den Wahnsinn.
"Mira, ich will dich, auch wenn ich dich mit all den anderen
Männern teilen muss!" sagte ein Ambitionierter, dem die Idee der Frau als
Herausforderung, die man bezwingen muss, zu Kopf gestiegen war und mich für die
Besitzerin einer Orangerie für Männer hielt. "Sag´ mal" fragte mich
spätnachts im "Jenseits" ein anderer Herr, dem es lieber wäre, ich
würde mich für das Verhalten von Zierfischen interessieren, "bei dir
müssen sich doch sehr viele melden, die dich retten wollen, oder?". Wieder
ein anderer, der bereits deutlich mit einem Ei im Betrug an seiner Freundin
hing, rollte erst kürzlich beide wieder ein und beklagte sich
empört "Ich wusste, als ich dich kennengelernt habe, ja nicht was du
machst und wie soll ich das meinen Freunden erklären?".
Es ist wie mit dem Penis. Wir wissen alle, dass es ihn gibt, kennen mehr
oder weniger viele unterschiedliche Ausprägungen von ihm, aber öffentlich
gezeigt wird er selten. Eben weil ein Mann begehrt und nicht begehrt wird. Eine
Frau dagegen wird begehrt, tut es selbst aber nicht, also außer Handtaschen und
Schuhe, zumindest offiziell. Wenn sie es tut, also im sexuellen Sinn, so doch
bitte unaufgeregt und heimlich. Das stille Ballett der Dates,
Wannabe-Dates und Wannabe-Wannabes, das vor mir auf- und abschreitet
und dem die Fantasie gehörig durchgeht, ist deshalb höchst seltsam. Es
ist ein bisschen wie auf den Jahrmärkten des vergangenen Jahrhunderts, wo man
in Freak Shows die Frau ohne Unterleib bestaunen konnte oder den Löwenmenschen.
Es herrscht große Faszination und gleichzeitig ist das Publikum entsetzt.
Manchmal komme ich mir wie ein Ausstellungsstück in
einem Abnormitätenkabinett vor, allerdings bemüht sich das männliche
Publikum im Gegenzug auch mich zu unterhalten, sie lesen nämlich meine Kolumne.
Eigentlich eher heimlich, aber später müssen sie es dann doch erzählen, weil
sie sich, natürlich etwas anderes lässt das männliche Ego gar nicht zu, in
jedem Text verewigt wähnen. So verbringe ich schon einmal Abende, an denen
feinsäuberlich Punkt für Punkt abgearbeitet wird, was ich womit denn gemeint
hätte, ob sie wirklich so gewesen wären, ob sie das wirklich so gesagt hätten.
Wenn man ihnen sagt, dass sie es gar nicht sind, ist es eigentlich noch
schlimmer. Dann beginnen die Spottreden, was das nicht alles für Weicheier
seien, was man selbst ja nie wäre und das Vergleichen nimmt kein Ende. Zwischen
Freiwilligenmeldungen zu Studienzwecken, Moralpredigten und Anfragen zu
Beziehungsexpertisen, ist aber eines immer klar: Sie fühlen sich nicht alleine
und dieses Gefühl ist schrecklich unangenehm. Darauf steht im jeden Fall
irgendeine Strafe.
Neulich an einer Supermarktkasse diskutierten ein
etwas älterer Herr, der bereits zweimal verheiratet war wie er erzählte und
eine Dame, so um die Dreißig, über mich. Sie kannten sich nicht, aber weil man
schon einmal so nett beieinander stand und gemeinsam das Objekt mit den Keksen
in der Hand hinter sich bestaunte, "wie aus einem Film!", konnte man
sich über das Gesehene ebenso gut auch gleich austauschen. Erst war man sich
nicht einig, ob Männer auf "so was" stehen würden. Er war vehement
dagegen, sie war vom Gegenteil überzeugt, denn das sei jetzt
"modern". Das Ergebnis des Gesprächs, die Schlange war lang, der
Kassierer langsam, war am Ende der Stoßseufzter des Herren, wo es denn heute
bitte noch gute Frauen geben würde? Denn eines war klar, ich gehörte, da war
man sich wiederum einig, sicher nicht zu ihnen und würde auch nicht in den
Himmel kommen. Ich sollte mir das mit den Zierfischen als Forschungsgegenstand
doch noch einmal überlegen!
Notizen…
Artikel: "Das ist übrigens ein Penis", Die Zeit. Lesen
Artikel: "Why Women Still Can´t Have It All", The Atlantic. Lesen
Musik: Warum sollte eine Frau kein Verhältnis haben? Hören
Artikel: "Das ist übrigens ein Penis", Die Zeit. Lesen
Artikel: "Why Women Still Can´t Have It All", The Atlantic. Lesen
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