Ich will nen Hund mit dir

Liebe ist nur Gewöhnungsache, nicht? Man könnte es auch (Woody) allenesk ausdrücken: "Vielleicht wirst du deine Gefühle besser verstehen, wenn wir uns erst geliebt haben." Oder, Gelegenheit macht Liebe. Wie auch immer, auf jeden Fall scheint manch einer Liebe eher strategisch anzugehen. Die arrangierten Ehen seien ja auch häufig sehr glücklich (gewesen). Sagt man.

"Wie wäre es mit folgendem Experiment: Ich behaupte einfach, ich bin in dich verliebt und schaue dann, ob sich dieses Gefühl einstellt. Natürlich müsstest du auch das gleiche behaupten. Was hältst du davon?" Mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass der Mensch (an sich) ein leidenschaftliches Hobby braucht. Ich nahm bisher an, dass das so ein Relikt aus den 50er-Jahren ist, wo man noch klar zwischen Arbeit und Freizeit unterscheiden konnte. Heute versucht man ja eher aus jedem Steckenpferd einen Goldesel zu machen oder ganz einfach: Mein Leben ist mein Hobby! Vorteil dieser echten Leidenschaften jedoch ist, sie bringen Seelenfrieden, man ist irgendwie aufgeräumt und kommt weniger auf seltsame Gedanken. Wenn Sie einmal Lindy Hop fanatische Männer erlebt haben, werden Sie augenblicklich erahnen, wovon ich spreche. Die kommen meistens gar nicht mehr zum Denken, was ja überhaupt der Vorteil jedweder körperlichen Ertüchtigung ist. Ein wirklich "verhobbytierter" Mensch hat wenig Zeit für abstrakte Experimente. Viel eher wird er ein passendes Gegenstück suchen, das mit ihm das Hobby teilt. Da wartet man nicht auf das Einstellen von Gefühlen, da tanzt man einfach gemeinsam oder wirft Bälle oder Angelhaken.

Außerdem dachte ich ja, dass man sich in der westlichen Welt im Großen und Ganzen auf das Konzept der romantischen Liebe geeinigt hätte – bis jetzt zumindest, es wird ja immer wieder heftig kritisiert. Also nichts mit theoretischen Überlegungen, zumindest nicht am Anfang. Es gibt natürlich Ausnahmen. Sollte Frau zum Beispiel das Ziel haben einen besonders reichen oder berühmten Mann für sich gewinnen zu wollen, sollte sie in die eigene Einbildungskraft, High Heels und eine jeweils nötige Körperverformungsmaßnahme investieren. Sie sehen, ich traue solchen Meldungen wie "Schlau ist das neue Sexy" nicht. Auch wenn der Sohn von Hugh Hefner einmal in einem Interview sagte, dass das Gehirn der neue Busen sei. Ein Mann, der in "Silicone Valley" aufgewachsen ist, langweilt sich halt auch irgendwann, auf sein Urteil würde ich nichts geben. Oder es ist überhaupt nur ein Gag seiner PR-Berater.

Wenn man solche und ähnliche Angebote nicht bekommen möchte, sollte man auf jeden Fall einmal Abstand von Männern nehmen, die einem zum Beispiel sagen, dass man sie an ihre Mutter erinnern würde. Oder die zu Veranstaltungen gehen, die sich "Sexy Car Wash" nennen und "nette Mädels waschen eure Boliden im sexy Outfit" versprechen. Oder Lieblingszitate wie "Man kann ihnen beibringen, wie man tippen soll, aber man kann ihnen nicht beibringen, große Brüste zu haben." haben. Denn es ist doch einfach so, seien wir einmal ehrlich, das ist alles so ironiefrei gemeint wie RTL-Formate. Häufig wird man ja dazu angehalten im Umgang mit anderen Menschen großzügig zu sein, allerdings rate ich eher öfter mal die rosarote Ironie-Brille abzusetzen. Denn ja, oh mein Gott, wenn es denn einen gibt, es ist verdammt viel wirklich ernst gemeint. Rette sich wer kann! 
PS: Lassen Sie sich nicht von komischen zwinkernden Smileys täuschen. Grundsätzlich sollten Sie sowieso Menschen, deren Konversation nur noch aus Smiley-Sätzen besteht, meiden. Ein Bild mag manchmal zwar mehr sagen als tausend Worte, lässt aber deshalb auch viel zu viel Platz für Interpretationen. Außer natürlich Sie stehen in Kontakt mit einem Analphabeten oder einem Baby.

Notizen…
 
Erwähnt: Artikel in der SZ "Schlau ist das neue Sexy", lesen: http://www.sueddeutsche.de/leben/soziale-studie-schlau-ist-das-neue-sexy-1.1767447

Buch: "Was Paare zusammenhält" von Werner Bartens. Alles vereint in einem Buch, statistisch betrachtet und aufbereitet. Gut möglich, dass man sich danach das mit den Beziehungen noch einmal überlegt. Aber es ist amüsant.

Film: „…Und immer lockt das Weib“, ein Filmklassiker von Roger Vadim (1957). Eine Frau mit Anziehungskraft und einige Männer zu viel. Trailer: http://youtu.be/s3sCVUYa6S
Blog: Apropos Experiment. Zwei, die tatsächlich irgendwie so etwas wie diese Art von Liebesexperiment wagten, sind die New Yorker Jessica Walsh und Timothy Goodman. Sie haben ihre Erfahrungen in einem Blog festgehalten (wie man das heute eben so macht): http://fortydaysofdating.com. Die beiden im Interview: http://blog.interview.de/Interview-40-Days-of-Dating. – Nun, wenn da eine Verfilmung rausspringt, sollte ich vielleicht doch noch schnell ja sagen.

Musik: Apropos Liebe und Ironie. Die Allgemeinheit ist sich noch unsicher was sie von ihm halten soll. Ich finde ihn sehr amüsant. Dagobert! Liebesschlager "Ich bin zu jung", hören: http://youtu.be/qlJm2SsV4MM
Am 07.10.2013 wird er um 21 Uhr auch live im brut/Wien zu sehen sein. Infos und Karten unter: http://www.brut-wien.at/programm/detail/940/de

Rezept: Ich liebe Mohn! Deshalb wurden gleich diese Mohn-Buttermilch-Pancakes ausprobiert. Allerdings muss unbedingt etwas Zitronenschale in den Teig, der Mohn braucht immer eine etwas fruchtig-frische Note, sonst schmeckt er "muffig". Zum Rezept gehts hier: http://goo.gl/NDkMKi Dazu am besten irgendein Röster.

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