"Dein Kummer soll gerecht sein!"* – oder: Von Enden, verpassten Chancen und sonstigen ungünstigen Punkten

falscher Zeitpunkt + vergangene Zeit = neuer Zeitpunkt ÷ Wiedersehen = Zeitpunkt² + Interaktion = falscher Zeitpunkt

Alles auf Anfang! – "New Point" Restaurant Wien, 5.
Es gibt ihn! Nicht den G-Punkt. Den falschen Zeitpunkt!
Wer jetzt in Gedanken noch einmal alle Gespräche mit potenziellen LebenspartnerInnen durchgeht und angesichts dieser Meldung in mildere Stimmung versetzt wird – immer langsam mit den jungen Pferden! Natürlich ist und bleibt das "Falsche Zeitpunkt"-Gespräch (Ich finde dich attraktiv, aber…, Ich finde dich schon seit Jahren attraktiv, aber…, Ich schlafe gerne mit dir, aber…, Du bist großartig, aber…, Ich liebe dich, aber… ich kann nicht, nicht jetzt.) weiterhin eine billige Mit-uns-wird-das-leider-nichts-Absage, denn entweder man kann gleich oder man kann nicht. Ich bin hier gnadenlos, wer nicht springen will, braucht auch nicht zu sagen, er müsse nur noch auf die richtige Wassertemperatur warten, die wird nie kommen, was der auf dem Sprungbrett sowieso weiß – alles Firlefanz. Für manche Menschen wagt man eben, für andere nicht und mögen die Gründe dafür vielfältig sein, die Aussage bleibt die gleiche: nein!

Mir ist und bleibt ja schleierhaft, wieso nicht schon zu allen durchgedrungen ist, dass eine Absage an erwartungsfrohe KandidatInnen niemals höflich und nett verlaufen kann. Niemand kann seinem Gegenüber den Schmerz, die Enttäuschung, die Verletzung abnehmen oder erleichtern, so nett man auch sein mag, obwohl natürlich die "sanfte" Variante schon zu bevorzugen ist. Immer. Aus Respekt vor dem Menschen, der vor einem sitzt. Immerhin ist es doch nichts Furchtbares, was da einem gestanden wird, nein, ganz im Gegenteil. Also ist Verständnis, gepaart mit klaren Worten, die einzig richtige Variante. Keine Hoffnungen nähren, keine Höflichkeitsfloskeln, stellen Sie sich Ihrer Verantwortung, das ist kein Planspiel, das ist bereits die Realität. 

Das tolle ist ja, dass sich der Spruch, man würde sich im Leben immer zweimal sehen, sehr oft wirklich bewahrheitet. Zweite Treffen sind sehr heilsam. Denn zum einen kann noch das nachgeholt werden, was damals verpasst wurde und zum anderen kann man sich dabei selber eingestehen, die vergossenen Tränen waren umsonst, man hatte sowieso eine ungünstige Wahl getroffen, Kapitel geschlossen. 
Ich finde das eine wunderschöne Spielform des Lebens. Irgendwie beruhigend, denn falls Sie es nicht wissen sollten, ja vor mir sollte Mann Angst haben, zumal ich Rache nicht abgeneigt bin. Je länger man an das Modell der gerechten Strafe für alle denkt, desto mehr erfüllt es sich. Auch wenn es gefährlich ist, nicht Gerechtigkeit, sondern Rache zu fordern, das zeigt uns das Lehrstück "Rigoletto", lassen Sie das Leben nur einmal machen, es spielt ihnen in die Hände! Und dann dürfen Sie auch einen kleinen Dolch auspacken. Ready to kill, ready to die!
Es gibt also den "falschen Zeitpunkt". Die Erkenntnis aber ist auch, dass es nie mehr einen richtigen geben wird.  Zumindest aber versöhnt einen am Ende doch das Leben… so ein bisschen.


*Aus "Rigoletto", tragische Oper in 3. Akten von Giuseppe Verdi