Nummerngirl – oder: Männer-Datenbanken

Wieso erfragen Männer die Telefonnummern von weiblichen Wesen, wenn sie doch sowieso niemals anrufen werden und was passiert mit diesen Daten? 

Man kann Telefonnummern natürlich auch an Hauswände sprayen
– wenn es glücklich macht.
Ich gebe zu, ich habe eine stattliche Visitenkartensammlung. Über die Jahre kommt da doch einiges zusammen und man weiß ja nie wie das Leben noch so spielen wird, also besser aufheben. Nur, das sind Visitenkarten. Stille Zeugen der vielen Begegnungen, haptisch, mal mehr mal weniger schön, mit Anmerkungen versehen, mit Erinnerungen verbunden, zerknickt, durchgeschwitzt… mit 80, das steht jetzt schon fest, werde ich diese Sammlung einmal ausstellen – selbstverständlich in New York. Jeder braucht ein Ziel im Leben, nicht?

Aber was bitte machen Männer mit den Handynummern aller Frauen, die sie abends so einsammeln? Ich würde ja einsehen, dass Mann eine Frau nach deren Nummer fragt, wenn man sie einmal wiedersehen möchte, aber warum fragen, wenn man es sowieso nicht möchte? Ich hoffe ja nicht, dass das noch als männlicher Egobooster dient, wenn Frau die Nummer hergibt. Sorry, aber heute in der hyperkommunikativen Welt stellt für mich eine Nummer keinen großen Vertrauensbeweis mehr dar. Eine Telefonnummer hat ihren Wert verloren. Wobei in Zeiten, in denen das Telefonbuch und das Festnetztelefon usus waren, da konnte man ja auch die Nummer herausfinden. Oder das "Fräulein vom Amt" fragen. 

Was aber passiert denn nun mit diesen Datenbanken? Werden sie nachts in einsamen Stunden durchgescrolled und Mann denkt sich "was bin ich nur für ein toller Hecht!"? Ich würde mich ja immer fragen, was all diese fremden Menschen in meinem Telefonbuch zu suchen hätten, aber gut, was weiß ich schon von der Welt? 
Wenn Mann nach einem halben Jahr beim Kontakte ausmisten ist und dann auf meine Nummer stoßen, sich tatsächlich ein Gesicht zu Nummer und Name aufbauen sollte, würde ich ihm ja nicht empfehlen mich anzurufen – außer es geht um geschäftliche Dinge, das ist allerdings eher sehr sehr unwahrscheinlich – es sei denn, er möchte ausgelacht werden. Ich finde also keine Erklärung, werde aber an dieser Forschungsfrage dran bleiben und einfach mal die nächsten Herrenrunden darüber ausfragen.

Ah und fragen Sie mich jetzt nicht nach 3-Tage-warten-Reglungen. Abgesehen davon, dass man sich tatsächlich keine Sorgen machen muss, wenn sich gegenseitige Sympathie ergeben hat, Frau sich auch bei den Männern melden kann, in Österreich laufen die Uhren um einiges langsamer. Wenn man eines in diesem Land lernen sollte, so ist das Geduld. Man sitzt hier gerne in Wartezimmern und wartet, wartet, wartet… auf irgendwelche glücklichen Zufälle. Ich kann für die Zwischenzeit ja nur empfehlen, wenn Sie schon mitwarten und nicht handeln wollen, einfach andere (viele!) Wartezimmer aufzusuchen und schon mal etwas "vorzufeiern". Grundsätzlich bin ich allerdings für Aktionismus. Keine Ahnung, aber worauf wollen wir warten, auf einen besseren Tag?