Ich lieb´ dich, I love you, Je t´ aime* – oder: I mog di


Liebesgeständnisse können manchmal auch ins Leere laufen. Versehentlich oder bewusst überhört, das ist am Ende vielleicht auch nicht mehr auszumachen. Könnte aber auch an kulturellen Unterschieden liegen. 

Ich denke am Valentinstag ja eher immer an Karl Valentin – trotzdem:
Happy Valentine´s Day in die Runde! ©Christoph Dietrich
Das mit den verschiedenen Kulturen ist schon verwirrend. Wären wir in Japan, würden Sie mir uneingeschränkt beipflichten. Aber wir sind in Wien. Meine kulturelle Verwirrung ist noch etwas diffiziler, da aus Bayern, also eigentlich nicht Deutschland, gibt es zumindest bei der Sprache einige Parallelen zum Österreichischen. Also sitzt man erst recht zwischen den Stühlen. Man ist weder das eine, noch das andere richtig.

Als ein Herr zu mir sagte, er würde mich mögen, versah er es mit dem Zusatz: Das deutsche "Ich mag dich". In Österreich ist "Ich mag dich" gleichbedeutend mit "Ich liebe dich". Und trotz meines bayrischen Hintergrundes, dort, das weiß ja dank des Oktoberfestes jeder, steht auf den Lebkuchenherzen ja auch immer "I mog di" und das heißt eben nicht "Ich mag dich", sondern "Ich liebe dich", habe ich mir nie Gedanken zu diesem Thema gemacht.
Zu wenig Oktoberfestromatik gelebt, also praktisch keine, hatte ich das total vergessen und jetzt müssen sämtliche "Ich mag dich"-Situationen noch einmal analysiert werden, weil ich dieses wichtige Detail übersehen habe. Bei einer Aktie würde man sagen: Totalverlust! Deshalb habe ich es vermutlich noch nie zu einem ganzen Österreicher gebracht. Okay bei manchen habe ich die Identität nicht genau ausgeleuchtet, könnte also durchaus mal ein "waschechter" dabei gewesen sein.
Oder liegt es doch daran, dass ich auf solche Geständnisse stets mit einem "Sie mögen nicht mich, sondern das Bild, das Sie von mir haben" antworte? Sie dürfen ja nicht vergessen, dass mich auch Seidenstrumpffetischisten mögen und sie mögen eben nur meine Seidenstrümpfe. Und solcher Fetische gibt es viele. Ich reagiere also nicht automatisch mit tiefen Entzücken.

Was aber heißt es, wenn ein Österreicher zu einem sagt, den man nicht kennt, der einen aber kennt, aus einer Straße – tatsächlich kennt man mich aus Straßen und das klingt so, als würde ich auf den Strich gehen. Man kann doch wirklich nicht sagen, dass man mich von der Straße XY kennen würde, nein meine Herrschaften, das ist doch etwas zu komisch, nur weil Sie mich dort gesehen haben – "Wenn du einmal einen Menschen brauchst, dann bin ich für dich da." Ist das nun ebenfalls eine versteckte Liebeserklärung, die ich nicht verstehe? Es bleibt kompliziert. Aber einen Menschen, das könnte man dennoch ab und zu gebrauchen, so wie Karoline in "Kasimir und Karoline" am Ende ihres Oktoberfestbesuchs…

Erwähnt: "Kasmir und Karoline" ein Theaterstück von Ödön von Horváth

*"Wo der Mund verkündet, was das Herz empfindet, kommt es gar nicht auf die Sprache an. Ich lieb´dich, I love you, Je t´aime." singt Ani Ondra in einem Schlager aus den 1930er Jahren.