Eiertänze

In einer Stadt, in der man "Schauma mal" statt "Nein" sagt und verbindliche Dates eher vermeidet, ist man ja dann über spontane Direktheit nahezu schockiert.

"Ich habe schon auf deine Bilder gewichst, bevor ich dich kannte". Meine Überlegung in Wien einen Button mit "Sag was Sache ist" zu tragen, um für mehr Direktheit zu plädieren, habe ich in diesem Moment erst einmal wieder ad acta gelegt. "Das hat er nicht ehrlich gesagt!? Bitte wie viele Stunden kennt ihr euch jetzt?" fragte mich eine entsetzte Stimme am Telefon. Doch, hat er. 

Ein Freund meinte, ich solle es auf keinen Fall als Kompliment auffassen, es sei überhaupt nicht so schmeichelhaft gemeint, wie ich vielleicht denken würde, allerdings solle ich nun endlich langsam mal verraten, wo die nicht vorhandenen Nacktfotos zu finden seien. Zum wirklich darüber Nachdenken bin ich noch gar nicht gekommen. Eigentlich bin ich seitdem nur damit beschäftigt, die Anekdote in Frauenrunden zum Besten zu geben um zu sehen, wie sich die Gesichter zu einem "Wuäähhh, nicht ernsthaft?" verziehen. So wie ich immer noch darüber nachdenke, ob sich Mann heute eigentlich wirklich Tigerprintunterwäsche leisten kann, nach dem mir eine Augenzeugin den Zusammenprall mit eben solcher schilderte. Männersafari, wie aufregend. Aber irgendwie unsexy.

Für mich fällt das Ganze in die Kategorie "Unnütze Äußerungen" wie zum Beispiel "Ich habe noch nie eine Frau mit Lippenstift geküsst", das "Und?" und "Du küsst gut. Gelernt ist gelernt." nach einem Kuss, "Du weißt doch gar nicht, ob ich gut im Bett bin", "Ich bin nicht gut im Bett", "Was willst du überhaupt von mir? Ich kann dir nichts bieten, außer dreckigen Sex", "Ich bin ganz einfach" oder auch "Was denkst du?". Ständig werde ich gefragt, was ich denn gerade denken würde. Sehr absurd. – irgendwie reden Männer zu viel. Im falschen Moment. Man muss manche Dinge doch für sich behalten können. Ich würde ja eher noch einen Mann in einem Giraffenkostüm daten, als noch weitere der Marke "Ich bin noch nicht über meine Ex-Freundin hinweg, leide sicher bis an mein Lebensende unter den Verletzungen und muss das unbedingt mitteilen, besonders allen die Mira heißen. Sex wäre aber möglich. Klingt irgendetwas davon interessant für dich?". Ich habe es sogar schon geschafft einen zu treffen, der noch an seinen beiden (letzten) Ex-Freundinnen hängt.

Nur um das noch einmal zu erwähnen, ein Date ist keine therapeutische Sitzung, der Deal ist doch vielmehr der, dass wir so tun, als hätten wir keine Vergangenheit, zumindest vorerst. Von Freud wissen wir zwar, dass wenn zwei Menschen miteinander schlafen, mindestens vier Personen anwesend sind, die zwei, die tatsächlich im Bett liegen und die zwei (oder mehrere) an die sie denken, nur hier ist das entscheidende Wort "denken"! Von darüber reden war nicht die Rede und auch wenn bei Ihnen ein ganzes Burgtheater im Bett liegen sollte, so muss das niemand wissen. Und wissen Sie, was ich denke? Ein glücklicher Mensch versucht nicht seine Vergangenheit wiederzufinden. Diese Plattitüde wollte ich schon immer einmal unterbringen. Also her mit den Giraffen! Sie dürfen auch als Pinguin kommen, aber bitte beherrschen Sie sich und vergessen Sie nicht ein wenig Geld in das Kostüm einzunähen. Bekommt eine Wichsvorlage eigentlich einmal eine Pension?

Notizen…
Schokolade: Beruhigt die Nerven und passend zum Veilchenprosecco (hier) gibt es auch eine wirklich exquisite Veilchenschokolade von Bachhalm. www.bachhalm.at – Milchschokolade ist etwas für Kinder! 
Im Bett mit Paula: Das Zweite Deutsche Fernsehen hat sich auch gedacht: "SEX. Was ist das? Drei Buchstaben, mit denen man noch immer alles verkaufen kann!" und deshalb ein neues "schlüpfriges" Talkformat auf den Markt geschmissen. Immer Sonntags um 22:00. Die erste Sendung kann man in der Mediathek nachschauen, nur wenn Sie über 18 sind, selbstverständlich. Ich halte es mit dem Fernsehen ja so: Fürs Fernsehen arbeiten, ja. Fernsehen schauen, nein. In diesem Sinne.
Ansehen: http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1680028/Im-Bett-mit-Paula---Folge-1