Miras Sudelbuch: Oktober 2012

Modisch stilvoll die Welt retten? Das ist, außerhalb von Filmen, doch nahezu ein Ding der Unmöglichkeit. Oder?

Wäre ich eine Spionin oder Geheimagentin, selbstverständlich im Außendienst, müsste die Welt auf ihre Rettung bei Zeiten ziemlich warten. Morgens zum Beispiel. Ohne den perfekten Sitz der Haare und des Make-ups, keine Bekämpfung des Übels. Denn so wie feststeht, dass man dem Untergang der Welt nur im Abendkleid und Frack entgegengleiten sollte, so kann auch dem Übel, so vermittelt es uns zumindest die Filmindustrie, nur in glamouröser oder zumindest exzentrischer Kleidung auf den Leib gerückt werden. Das Übel aber hält sich nicht an Terminkalender und Zeitfenster, pausiert nicht für die nötigen Schönheitsschlafprogramme und Spa-Auszeiten. Es nimmt keine Rücksicht, ob die Nägel gerade frisch lackiert sind und man jetzt einfach im Augenblick keine Bombe entschärfen kann oder die Quarkmaske im Gesicht jede Anstrengung einer notwendigen furchteinflößenden Grimasse torpediert. Unberechenbarkeit mit einem Hang zum Überraschungseffekt ist nun einmal des Übels besonderes Kennzeichen. Sonst könnte man ja auch eine Gewerkschaft ins Leben rufen und dem Übel vernünftige Arbeitszeiten verschaffen, inklusive Renten- und Arbeitsunfähigkeitsversicherung.

Auch wenn wir die hinderlichen aber notwendigen Kostümierungszeiten jetzt einmal außer Acht lassen würden, bleiben da noch andere Nichtlösbarkeiten. Wie kann ich mich zum Beispiel in einem engen Kostüm oder Kleid mal schnell und erfolgreich von einem Balkon abseilen? James Bond tut das ja gerne mal. Im Anzug natürlich und die Hose mag tatsächlich ein wenig mehr Bewegungsfreiheit bieten, aber wirklich praktisch ist es dennoch nicht. Er könnte dazu auch gleich noch High Heels tragen, es würde uns nicht sonderlich verwundern. Denn er wäre sicher in der Lage auch auf vierzehn Zentimetern Verbrecher und Verbrecherinnen, das Übel macht nun einmal vor keinem Geschlecht halt, elegant und trittsicher zur Strecke zu bringen. Ich dagegen, vorausgesetzt ich wäre, um jetzt einmal bei der Balkonszene zu bleiben, tatsächlich lebendig am Boden angekommen, hätte sicher ob der hohen Schuhe einen verstauchten Knöchel. Was gleich einmal jeden Versuch einer Verfolgungsjagd oder Flucht zunichte machen würde. Gut, wenn ich auf dem Weg nach unten meine Handtasche mit der Double Barrel Handgun, ich brauch einfach immer was Doppeltes, nicht verloren habe, könnte ich zumindest noch ein bisschen auf die Angreifer oder Flüchtigen schießen. Die Waffe in der Tasche zu verstauen ist vielleicht nicht besonders geschickt, aber wo sollte sie sonst hin? Sicher nicht ins Strumpfband gesteckt. Für jeden Schuss den Rock heben? Nein danke. Es wäre natürlich möglich sich bei Louis Vuitton einen schicken Waffenhalter anfertigen zu lassen, zumindest fand ich die Gasmaske des Künstlers Diddo Velema in dieser Hinsicht doch sehr inspirierend. Tja ja, Filme können eben Unmögliches möglich machen, dafür lieben wir sie ja auch und deshalb stören wir uns auch nicht an diesen ganzen Unmöglichkeiten, die für schöne Bilder eben notwendig sind.

Dass das Leben manchmal aber auch durchaus filmreife Szenen schreiben kann, bewies letztes Jahr im Land der Miss Marple eine ältere Dame. Sie schlug mit ihrer Handtasche mehrere Juwelendiebe erfolgreich in die Flucht und hat damit nicht nur ein für alle Mal belegt, dass Handtaschen einfach lebensnotwendig sind. Nein, sie führte uns auch vor Augen, dass man außerhalb der Filmrealität zwar vielleicht weniger modisch stilvoll aber dafür mit Mode, gewürzt mit einer Prise Brachialität und einer großen Portion Courage, Verbrecher siegreich bekämpfen kann. Ich betrachte seitdem meine Handtaschen mit größerer Ehrfurcht und eine fest in der Hand, gibt es mir manchmal auch das Gefühl, in geheimer Mission unterwegs zu sein.

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