Brüderle, komm tanz mit mir

Gebe man den Männern doch endlich auch eine Gebärmutter und den Frauen auch einen Penis. Aber nein, die Welt ist einfach ein düsterer und ungerechter Ort. 

"Mira, was ist das mit dem "Lex Po"? Heißt das, dass ich ungestraft Radfahrerhintern bzw. generell Männerhintern anfassen darf? Das ist ja großartig!" Ja, solche wichtigen Fragen werden mir morgens via SMS gestellt. Überhaupt, die "Brüderle-Affäre" bescherte mir eine Menge Diskussionen. Ich solle doch Beiträge dazu schreiben und sagen, wie es mir ginge, ein Statement abgeben und überhaupt, #Aufschrei! Ich lehnte dankend ab, ich meine, ich unterwerfe mich äußerlich einem fetischierten Frauenbild, das sich ein schwuler Mann in den 50er Jahren einmal so einfallen ließ, es wäre zu erstaunlich, wenn das keine sexistischen Bemerkungen hervorrufen würde. Brüderle hätte mir vermutlich zugeraunt, dass er sich mich sehr gut mit einer Peitsche vorstellen könnte. Worauf ich mit einem "Es wäre mir ein Vergnügen" geantwortet hätte. Reine Routine, ich mache den ganzen Tag nichts anderes.

In Österreich ist zum einen ja gerade die halbe Nation damit beschäftigt, die "Schwedenbombe" zu retten und deshalb auch eher sprachlos, wegen dem vielen Eierschaum im Mund. Zum anderen versucht die Politik herauszufinden, ob das Gesäß eigentlich zur "unmittelbaren Geschlechtsphäre" gehört, oder nicht. Bisher meinte man, nein. Weshalb Sie ganz beherzt jemanden an den Hintern greifen dürfen, wenn Sie es denn möchten. Ist das nicht wundervoll? Also wenn Sie die ganze Sexismus-Debatte in Deutschland nervt, Sie nicht mehr wissen, was Sie überhaupt noch zu Frauen sagen dürfen, Sie endlich einmal wieder Herrenwitze loswerden und fremde Hintern anfassen wollen, kommen Sie nach Österreich! Noch hat die Tourismusindustrie diese Lücke nicht für sich entdeckt, aber mit Tourismus kennt man sich in Österreich aus, bald wird man die Vorzüge in Hochglanzbroschüren anpreisen. 

Ich denke in der Zwischenzeit über den Schlusssatz von Birgit Kelles beliebten und viel geteilten Beitrag "Dann mach doch die Bluse zu!" nach, der da lautet: "Wir haben es selbst in der Hand als Frauen, wir haben die Männer in der Hand." Denn irgendwie hinterlässt der bei mir das schale Gefühl, dass ich etwas falsch mache. Zumal mir die Männer immer durch die Finger rieseln. Ich habe niemanden in der Hand, aber um das Gefühl beneide ich Frau Kelle sehr. Was für eine schöne Sicht auf die Welt, die sich scheinbar ganz leicht mit dem Öffnenen und Schließen von Knöpfen regieren, nein dirigieren lässt, wie ein Orchester. Ich sollte öfter Blusen tragen!

Notizen…

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