Miras Sudelbuch: Februar 2013

Der Papst hat seinen Rücktritt angekündigt, ich ziehe nach und mache es ebenfalls. Ja, dies ist meine letzte Kolumne, ich sage zum Abschied leise Servus und denke, kurz vor Schluss, über Neuanfänge nach.

Wenn sich eine Tür schließt, dann öffnet sich eine andere. Oder ein Fenster. Oder ein Kleid, sagt Roger Sterling. Oder eine Hose, sage ich. Brüderle wäre wohl für die Dirndlblusen-Variante. Je nachdem. Enden sind meist nicht besonders positiv konnotiert, also helfen wir uns mit Durchhalteparolen darüber hinweg. Nun muss ich aber sagen, dass Enden ganz wunderbare Anfänge sein können! Meine Umgebung widmet sich gerade sehr ausgiebig dem großen Beenden von Dingen und ich bin angesteckt worden, war ja auch sonst so wenig los. Das Ergebnis? Es öffnen sich eine Menge Hosen, ähm Türen, natürlich. Kaum hat man sich einmal zu einem Schlussstrich durchgerungen, kommen aus allen Ecken und Enden Anfänge daher, die man nie für möglich gehalten hätte. Es gibt bei Zeiten eben nichts Erbaulicheres, als einmal auf den Tisch zu hauen und "Ihr könnt mich alle einmal gern haben!" zu brüllen, danach sieht die Welt doch ein wenig anders aus. Falls das gute Gefühl nur kurz anhalten sollte, hilft als erste Maßnahme wieder der Stift zwischen den Lippen, zwecks Lächeltraining. Und ein neues Paar Schuhe. Und irgendetwas mit Zucker drin. Und irgendetwas Doppeltes.

Zum Leben, so sagen uns die Experten für Lebenskunst, gehören Schattenseiten. Jawohl, Dramen, Angst, Pessimismus und Hoffnungslosigkeit. Realistisch betrachtet ist das ja auch so. Und sie sagen uns, wir lernen durch Schmerzen. Klingt doch sehr verlockend, nicht? Ja, es gibt sogar so etwas wie "Misserfolgsarmut", die ungünstige Auswirkungen auf unsere Entwicklung haben soll. Zu viel Erfolg ist schädlich. An Misserfolgsarmut kann ich nicht leiden, allein meine Diätmisserfolge füllen mein Misserfolgskonto ausreichend bis zu meinem Lebensende, von den Männern ganz zu schweigen. Wobei ich mich frage, was da eigentlich der Lerneffekt sein soll? Okay, ich habe festgestellt, dass man nicht alles, vor allem nicht alles in großen Mengen, essen sollte, weil sich das ungünstig auf die Figurkontur auswirken kann, eher, real tut. Nun, da hätten wir theoretisch schon einen Lerneffekt. Wenn man nicht mehr in den Rock passt, weiß man, da läuft etwas schief. Nur, isst man deshalb nie wieder eine ganze Tafel Schokolade auf einmal? Nein! Bei Männern ist das mit dem Lerneffekt ähnlich. Da weiß man zwar auch irgendwann, da läuft was schief, meist zu spät, aber die Ursache ist dabei jedes Mal dann doch nicht so klar auszumachen. Man wird es also immer wieder versuchen. Erfolg und Misserfolg sind allerdings eine sehr variable Größe. Das zeigt sich schon allein, wenn man einmal die eigene und die Sicht der Außenwelt auf einen abgleicht. Da kann Erstaunliches zum Vorschein kommen. 

Der Wunsch nach Ordnung, sei der Wunsch nach dem Tod, sagte so oder so ähnlich irgendein schlauer Kopf einmal. Und wie recht er hat, Lebendigkeit definiert sich über Veränderung. Auch wenn wir das bei Zeiten etwas anstrengend und schmerzhaft finden. Das Neue fordert uns, lockt uns aus den alten Reserveren, wo wir es uns sehr gemütlich eingerichtet haben. Wir wissen ja nur zu gut, dass wir häufig vor allem uns selbst im Weg stehen. Allerdings kann man sich selbst auch nur schwer aus dem Weg gehen, was wiederum heißt, wir müssen mit uns und den Grenzen unserer Möglichkeiten leben lernen. Denn nein, wir können nicht alles, auch nicht durch positives Denken, erreichen. Unsere Selbstmächtigkeit hat Grenzen und diese müssen wir erkennen und akzeptieren, um nicht ständig enttäuscht zu werden und einfach die kleine Lücke der eigenen Gestaltungsmöglichkeit finden. Das wird uns letztendlich zufrieden machen.

Enden sind also im Grunde stets zu begrüßen. Sie bringen uns weiter und weiter, das ist zumindest sicher, geht es, so lange wir auf der Erdkugel verweilen. Wie, ist natürlich eine andere Frage. Tja, was soll ich noch sagen? Am Ende kommt immer der Schluss. Das wars also. Ich verabschiede mich hiermit und sage Danke! Wer weiterhin wissen möchte, was ich so treibe, findet mich hier: www.mirakolenc.com. Ich wünsche fröhliche Enden und gute Neuanfänge! Sometimes change is good.

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