Der Papst hat seinen Rücktritt angekündigt, ich ziehe nach und mache es ebenfalls. Ja, dies ist meine letzte Kolumne, ich sage zum Abschied leise Servus und denke, kurz vor Schluss, über Neuanfänge nach.
Wenn sich eine Tür schließt,
dann öffnet sich eine andere. Oder ein Fenster. Oder ein Kleid, sagt Roger
Sterling. Oder eine Hose, sage ich. Brüderle wäre wohl für die
Dirndlblusen-Variante. Je nachdem. Enden sind meist nicht besonders positiv
konnotiert, also helfen wir uns mit Durchhalteparolen darüber hinweg. Nun muss
ich aber sagen, dass Enden ganz wunderbare Anfänge sein können! Meine Umgebung
widmet sich gerade sehr ausgiebig dem großen Beenden von Dingen und ich bin
angesteckt worden, war ja auch sonst so wenig los. Das Ergebnis? Es öffnen sich
eine Menge Hosen, ähm Türen, natürlich. Kaum hat man sich einmal zu einem
Schlussstrich durchgerungen, kommen aus allen Ecken und Enden Anfänge daher,
die man nie für möglich gehalten hätte. Es gibt bei Zeiten eben nichts
Erbaulicheres, als einmal auf den Tisch zu hauen und "Ihr könnt mich alle
einmal gern haben!" zu brüllen, danach sieht die Welt doch ein wenig
anders aus. Falls das gute Gefühl nur kurz anhalten sollte, hilft als erste Maßnahme
wieder der Stift zwischen den Lippen, zwecks Lächeltraining. Und ein neues Paar
Schuhe. Und irgendetwas mit Zucker drin. Und irgendetwas Doppeltes.
Zum Leben, so sagen uns die
Experten für Lebenskunst, gehören Schattenseiten. Jawohl, Dramen, Angst,
Pessimismus und Hoffnungslosigkeit. Realistisch betrachtet ist das ja auch so.
Und sie sagen uns, wir lernen durch Schmerzen. Klingt doch sehr verlockend,
nicht? Ja, es gibt sogar so etwas wie "Misserfolgsarmut", die ungünstige
Auswirkungen auf unsere Entwicklung haben soll. Zu viel Erfolg ist schädlich.
An Misserfolgsarmut kann ich nicht leiden, allein meine Diätmisserfolge füllen
mein Misserfolgskonto ausreichend bis zu meinem Lebensende, von den Männern
ganz zu schweigen. Wobei ich mich frage, was da eigentlich der Lerneffekt sein
soll? Okay, ich habe festgestellt, dass man nicht alles, vor allem nicht alles
in großen Mengen, essen sollte, weil sich das ungünstig auf die Figurkontur
auswirken kann, eher, real tut. Nun, da hätten wir theoretisch schon einen
Lerneffekt. Wenn man nicht mehr in den Rock passt, weiß man, da läuft etwas
schief. Nur, isst man deshalb nie wieder eine ganze Tafel Schokolade auf
einmal? Nein! Bei Männern ist das mit dem Lerneffekt ähnlich. Da weiß man zwar
auch irgendwann, da läuft was schief, meist zu spät, aber die Ursache ist dabei
jedes Mal dann doch nicht so klar auszumachen. Man wird es also immer wieder
versuchen. Erfolg und Misserfolg sind allerdings eine sehr variable Größe. Das
zeigt sich schon allein, wenn man einmal die eigene und die Sicht der Außenwelt
auf einen abgleicht. Da kann Erstaunliches zum Vorschein kommen.
Der Wunsch nach Ordnung, sei
der Wunsch nach dem Tod, sagte so oder so ähnlich irgendein schlauer Kopf
einmal. Und wie recht er hat, Lebendigkeit definiert sich über Veränderung.
Auch wenn wir das bei Zeiten etwas anstrengend und schmerzhaft finden. Das Neue
fordert uns, lockt uns aus den alten Reserveren, wo wir es uns sehr gemütlich
eingerichtet haben. Wir wissen ja nur zu gut, dass wir häufig vor allem uns
selbst im Weg stehen. Allerdings kann man sich selbst auch nur schwer aus dem
Weg gehen, was wiederum heißt, wir müssen mit uns und den Grenzen unserer Möglichkeiten
leben lernen. Denn nein, wir können nicht alles, auch nicht durch positives
Denken, erreichen. Unsere Selbstmächtigkeit hat Grenzen und diese müssen wir
erkennen und akzeptieren, um nicht ständig enttäuscht zu werden und einfach die
kleine Lücke der eigenen Gestaltungsmöglichkeit finden. Das wird uns letztendlich
zufrieden machen.
Enden sind also im Grunde
stets zu begrüßen. Sie bringen uns weiter und weiter, das ist zumindest sicher,
geht es, so lange wir auf der Erdkugel verweilen. Wie, ist natürlich eine
andere Frage. Tja, was soll ich noch sagen? Am Ende kommt immer der Schluss.
Das wars also. Ich verabschiede mich hiermit und sage Danke! Wer weiterhin
wissen möchte, was ich so treibe, findet mich hier: www.mirakolenc.com. Ich wünsche
fröhliche Enden und gute Neuanfänge! Sometimes change is good.
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