"Das Projekt" – feinerblog.com (Februar 2016)

Die nächste Bloggerin in unserer Reihe ist die unverwechselbare Mira Kolenc. Mira lebte viele Jahre in Wien, mittlerweile hat es sie nach Berlin gezogen. Sie fällt durch ihren besonderen Modestil auf, der die Eleganz und den Flair vergangener Dekaden aufgreift und den sie mit Liebe zum Detail und zur Linie weiterentwickelt. Doch auch wenn ihr Äußeres auffällt (und manche sie leider noch immer für ein Double von wem auch immer halten) – diese Frau ist ganz und gar nicht auf den Kopf gefallen. Mit Witz und Charme schreibt sie wunderbar lesenswerte Kolumnen. 
Vielen Dank liebe Mira für die Beantwortung unserer Fragen! Alles Gute für Deine Zukunft und ich hoffe, wir dass wir Dich irgendwann persönlich kennenlernen dürfen.  
 
1) Du hast einmal gesagt, dass du Kolumnistin und Model bist und irgendwas mit Marketing machst. Wie sieht es heute aus?
Ich habe schon immer viele unterschiedliche Dinge gemacht, die mehr oder weniger lukrativ sind. Schreiben, in welcher Form auch immer, bildet sich langsam als Schwerpunkt heraus. Aber ich bin noch lange nicht dort, wo ich sein möchte. Ich arbeite daran.
   
2) Momentan lebst du mehr in Berlin als in Wien, wie wird dein weiteres Leben in dieser Wien-Berlin Beziehung aussehen?
Nach acht Jahren Wien und einer intensiven Auseinandersetzung mit Stadt und Leuten hatte ich das Bedürfnis nach Veränderung. Berlin ist in diesem Fall ein guter Kontrast, denn diese Stadt ist weder lieblich noch gefällig. Erst einmal werde ich mir jetzt Berlin genauer ansehen und alles Weitere wird sich dann ergeben.  

3) Ich liebe deine Kolumnen und bin diejenige, die laut auflacht, weil sie wieder mal eine deiner stilvoll genialen Formulierungen unbedingt dem Gegenüber laut vorlesen muss. Was hat sich für dich geändert, seit du seit 2014 regelmäßig Kolumnen für das Option Magazin schreibst?
Es gibt, glaube ich, immer einen Unterschied zwischen Auftragstexten und Texten, die man verfasst, weil man den Drang hat, sie zu schreiben. In Letzteren ist man immer freier, weil es keinerlei Vorgaben gibt. Aber ich empfinde beides als einen guten Ausgleich zum jeweils anderen.
 
4) Wie geht es mit der schreibenden Mira weiter?
Es gibt einige Ideen, die in der Schublage liegen und auf Ihre Umsetzung warten.   

5) Du bist ja meist (oder sogar immer?) in deinem speziellen Stil unterwegs – erkennbar als die unvergleichliche Mira Kolenc. Sozusagen bist du dann ja immer im Dienst – oder siehst du das anders?
Diese Frage bekomme ich ja häufiger gestellt, aber es ist ganz einfach: würde ich es nicht aus einem inneren Bedürfnis heraus tun, hätte ich sicher irgendwann zur praktischen Jeans gegriffen. Es ist eine Haltung dem Leben gegenüber, ein Dienst an mir, wenn überhaupt, aber nicht an anderen.   

6) Du sagst, dass du deinen Stil seit 14 Jahren so lebst. Gab es damals einen ausschlaggebenden Punkt/Erlebnis, oder wie bist du auf diese Idee gekommen?
Mich hat es schon immer mit tiefer Freude erfüllt, wenn man sieht, dass etwas detailreich und liebevoll gestaltet wurde. Wenn der Geist fehlt, kann einen ein Ding auch nicht beseelen. Insofern lag es nahe, sich in vergangenen Jahrzehnten umzusehen. Und vor 14 Jahren konnte man in Second Hand-Länden noch wesentlich billiger schöne Stücke erstehen und vor allem gab es auch noch viel mehr davon. Es waren nahezu paradiesische Zeiten. Leider muss man heute lange danach suchen. Im Grunde findet man die besonderen Sachen nur noch im Internet und nicht mehr in den Läden – zumindest nicht, wenn sich diese in Großstädten befinden.
Am Anfang habe ich mir nur alte Mäntel und Taschen gekauft und habe diese noch zu Jeans und Pullover getragen. Nach und nach und durch viel Herumexperimentieren hat sich dann mein heutiger Stil entwickelt.   

7) Als gebürtige Bayerin, müsstest du doch stark mit deiner Heimat verwurzelt sein. Kommst du aus einem traditionellen Elternhaus, bzw wie sind die Reaktionen deiner Familie auf dein Leben?
Natürlich prägt es einen, in welcher Umgebung man aufgewachsen ist. Bayern ist mir vertraut, dort habe ich meine Kindheit und Jugend verbracht. Die letzten Jahre, bevor ich nach Wien gezogen bin, habe ich mit meiner Familie in München gelebt. Und ich komme immer wieder gerne dorthin zurück. Aber ich kann mit dem Begriff „verwurzelt“ wenig anfangen. Verwurzelt sein heißt doch, dass man im Grunde nicht wo anders hin kann, weil einen die Wurzeln an einen Ort gefesselt halten.
Was meine Eltern angeht, habe ich sehr großes Glück, denn sie sind vor allem eines: neugierig auf ihre Kinder und das, was diese umtreibt.   

8) Siehst du dich als Künstlerin, inwiefern?
Der Begriff Künstler bzw. Künstlerin ist ja bekanntlich ein weites Feld. Ich persönlich aber stecke ihn mir nicht ans Revers.   

9) Was ist dir in deinem Leben wichtig?
Selbstbestimmung.  

10) Welches Projekt wäre dein größter Traum, was möchtest du in deinem Leben unbedingt noch erreichen?
Zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein.
  
 
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