Wissen Sie, was ich an Wien so liebe? Dass man sich in dieser Stadt einfach früher oder später begegnen muss. Sogar den Menschen, bei denen die Wahrscheinlichkeit sehr gering ist.
Polly
Adler? Wer ist Polly Adler? Ja, irgendwann rächt es sich, wenn man das Lesen
von österreichischen Zeitungen stets großzügig ablehnt. Aber man muss dem, wer
auch immer dafür verantwortlich ist, Anerkennung schenken, denn die
Werbetrommel hat auch mein Ohr erreicht, mehrere Kanäle trugen es mir zu, irgendwann
hatte sich der Name in mein Gehirn gefressen und die Frage wollte beantwortet
werden, zumindest kurz. Im Grunde wäre es damit erledigt gewesen, wenn ich
nicht neulich auf einer Privatparty neben ihr gestanden hätte und irgendwer zu
mir sagte, by the way das ist… und sie schreibt…. So sieht sie also aus, die
Carrie Bradshaw von Wien, klein, blond, einen deutlichen Hauch älter als ich und irgendwie
wirkungstechnisch so unglamourös bodenständig. Wobei "klein" muss ich
eventuell relativieren, weil ich meine "Bitte keine Witze machen, wenn ich
lache falle ich um"-Schuhe anhatte, da wirken die meisten ungeheuer
klein. Egal, sie ist Kult, sagt man zumindest, bei irgendwem zumindest und es
reicht doch auch, dass sie irgendwie irgendwie aussieht.
Nach
Wien kommt niemand weil er auf der Suche nach den zwei L´s ist, den Labels und
der Liebe. Wobei, ich treffe ja ständig Männer, die mir erzählen, dass sie
wegen der Liebe nach Wien sind. Die Liebe sei vorbei, aber in Wien seien sie
trotzdem geblieben. Eine grässlich flirtfeindliche Einstiegsgeschichte wie ich
finde, aber es ist alles meine Schuld, ich frage ja immer diese "Warum
Wien"-Frage. Immerhin muss man sie ja auch selbst jeden Tag drei- bis zehnmal
beantworten, einen "Ich habe ein Familiengrab auf dem
Zentralfriedhof, noch Fragen?"-Button zu tragen, wäre mir doch ein wenig zu risikofeindlich
und zwischen zwei Auswanderern gibt es nun mal diese stille Übereinkunft über den
abzuarbeitenden Fragenkatalog, bevor man zu anderen Themen kommt. Also wenn man
zu anderen Themen kommen sollte, so viele schaffen es nun auch nicht über
diesen Fragenkatalog hinaus. Trifft man auf Einheimische ist es allerdings
auch nicht viel anders, Identitätsklärung ist ein ziemlich großes Hobby von mir geworden.
Nein,
nach Wien kommt man wegen den zwei großen M´s:
Mehlspeisen und Mozart... und beides wird man mit hundertprozentiger Sicherheit
finden. Eine bodenständige Stadt eben. Den Glamour muss man sich irgendwie so irgendwie dazudenken. Wird schon.
Notizen…
Mohnkuchen:
Mein neues Lieblingsrezept (ich verfeinere den Teig noch mit der Schale von einer Bio-Zitrone, Mohn braucht immer etwas Säure), gefunden auf: http://fleurdupoirier.blogspot.co.uk/2012/05/poppy-seed-cake-mohnkuchen.html
Bester
Mehlspeisenlieferant: Konditorei Sluka,
Rathausplatz 8, 1010 Wien. www.sluka.at